Die Chronologie der Eskalation

Soeben auf Chaosfragment gefunden – dort von B-Mashina veröffentlicht am 8. Januar 2023:

Folgender Textauszug aus Thomas Röper: „Glücklicher Zufall oder Planung? Was die Flucht der NATO aus Afghanistan mit dem Ukraine-Konflikt zu tun hat“. In : „Linke Zeitung“, erschienen am 06. Januar 2023:

Die Chronologie der Eskalation

Nun will ich zur Erinnerung noch einmal die Chronologie der Eskalation in der Ukraine aufzeigen, wobei ich die Schlüsselereignisse des übereilten Abzuges aus Afghanistan zur Veranschaulichung in die Chronologie einbaue.

Anfang Dezember 2019 fand der letzte Normandie-Gipfel in Paris statt. Selensky kam danach zurück nach Kiew und verkündete seinen Leuten hinter verschlossenen Türen, dass er das Abkommen von Minsk nicht umsetzen wird. Allen Beteiligten in der Ukraine war damit klar, dass ein Krieg mit Russland unvermeidbar geworden war und Kiew begann mit konkreten Kriegsvorbereitungen. Das hat der Chef des ukrainischen Sicherheitsrates, Alexej Danilow, im August 2022 in einem Interview offen erzählt.

Im Januar 2021 wurde Joe Biden US-Präsident. Im Gegensatz zu seinem Vorgänger Trump, der keine Eskalation in der Ukraine wollte, gab Biden Selensky grünes Licht. Daraufhin begann Selensky im Februar 2021 gegen die Opposition vorzugehen, woraufhin der Chef der größten Oppositionspartei unter Hausarrest gestellt und alle oppositionellen Medien wurden verboten wurden.

Im März 2021 setzte Selensky die neue Militärdoktrin der Ukraine in Kraft, in der ein Krieg mit Russland mit dem Ziel festgeschrieben wurde, die Krim gewaltsam zurückzuerobern und den Konflikt im Donbass gewaltsam zu entscheiden.

Mitte April 2021 verkündete die Biden-Regierung den Abzug aus Afghanistan bis zum 11. September.

Im April und Mai 2021 stand die Ukraine kurz vor einem Krieg mit Russland, wurde aber von den USA noch einmal zurückgepfiffen. War der Grund, dass die US-Truppen noch in Afghanistan und damit verwundbar waren?

Mitte Juni 2021 fand ein Gipfeltreffen der Präsidenten Putin und Biden statt, bei dem es aber keine Annäherung gab.

Im August 2021 fand die überstürzte Flucht der NATO- und US-Truppen aus Afghanistan statt.

Während Kiew die Situation im Donbass ab Ende 2021 wieder eskaliert hat und die NATO ihre Truppenpräsenz in der Ukraine unter dem Vorwand von Manövern und Ausbildungsmissionen erhöht hat, haben Deutschland und Frankreich das Minsker Abkommen im November 2021 offiziell beerdigt.

Die Russland-Sanktionen wurden, wie Politico im Oktober 2022 berichtet hat, bereits mindestens ab November 2021 in Gesprächen zwischen Washington und Brüssel vorbereitet. Das war drei Monate vor dem Beginn der russischen Intervention in der Ukraine und just zu dem Zeitpunkt, als Berlin und Paris das Minsker Abkommen beerdigt haben. Dass die Abkehr vom Minsker Abkommen zum Krieg in der Ukraine führen würde, war den Entscheidungsträgern in Washington und Brüssel (und wahrscheinlich auch in Berlin und Paris) also offenbar klar, weshalb sie parallel die entsprechenden Sanktionen vorbereitet haben. Afghanistan war Vergangenheit und damit hatten die USA die Hände frei für einen neuen teuren Konflikt.

Im Dezember 2021 forderte Russland von den USA und der NATO ultimativ gegenseitige Sicherheitsgarantien und den Abzug der NATO-Truppen aus der Ukraine und erklärte, dass es im Falle einer Ablehnung gegenseitiger Sicherheitsgarantien gezwungen sei, „militärtechnisch“ zu reagieren. Damit war klar, dass Russland auf weitere Bestrebungen, die Ukraine in die NATO zu ziehen, militärisch reagieren würde. Das war der Moment, in dem allen verantwortlichen Politikern bewusst war, dass eine Ablehnung von Verhandlungen mit Russland zu einem Krieg in der Ukraine führen würde. Der Krieg und all das Elend hätte verhindert werden können, wenn die USA bereit gewesen wären, einen neutralen Status der Ukraine dauerhaft zu garantieren.

Am 8. Januar 2022 wurde Scott Miller zum US-Botschafter in der Schweiz berufen. In einem Interview vom November 2022 erzählte er ganz offen, dass die USA „Geheimdienstinformationen über die Invasion“ gehabt hätten und er diese sofort, also Anfang Januar 2022, der Schweizer Regierung gezeigt hätte. Da die Gespräche zwischen Russland und den USA über die Frage, ob es zu Verhandlungen über die von Russland geforderten Sicherheitsgarantien kommen würde, zu diesem Zeitpunkt noch liefen, belegt die Aussage von Miller, dass die USA bereits beschlossen hatten, nicht in Verhandlungen einzutreten und sich der Folgen, nämlich der russischen Intervention in der Ukraine, in vollem Umfang bewusst waren. Miller bestätigte damit außerdem indirekt den Bericht von Politico darüber, dass die Sanktionen schon Monate vorher ausgearbeitet wurden, was Bundeskanzler Scholz und andere westliche Politiker später auch bestätigt haben, als sie sagten, dass die Russland-Sanktionen „von langer Hand vorbereitet“ waren.

Ende Januar 2022 wurde in den USA das Lend-Lease-Gesetz für die Ukraine eingebracht, über das bei seiner Einreichung in den Kongress geschrieben wurde:

„Mit diesem Gesetzentwurf wird vorübergehend auf bestimmte Anforderungen im Zusammenhang mit der Befugnis des Präsidenten, Verteidigungsgüter zu verleihen oder zu leasen, verzichtet, wenn die Verteidigungsgüter für die ukrainische Regierung bestimmt sind und zum Schutz der Zivilbevölkerung in der Ukraine vor der russischen Militärinvasion erforderlich sind“

Das bestätigt ein weiteres Mal, dass die USA sich bereits auf den Krieg vorbereitet haben, während sie offiziell noch immer mit Russland über mögliche Verhandlungen über gegenseitige Sicherheitsgarantien gesprochen haben, denn das Gesetz zur Unterstützung der Ukraine gegen die „russische Militärinvasion“ wurde einen Monat vor der russischen Intervention in den Kongress eingebracht.

Fast gleichzeitig mit der Einreichung des Gesetzes haben die USA und die NATO Ende Januar 2022 die von Russland vorgeschlagenen Verhandlungen über gegenseitige Sicherheitsgarantien abgelehnt, wohl wissend, dass Russland darauf militärisch reagieren würde.

Am 19. Februar 2022 hat Selensky auf der Münchner Sicherheitskonferenz unter dem Applaus der hochrangigen westlichen Zuhörer die atomare Bewaffnung der Ukraine angedroht. Damit war das russische Eingreifen nicht mehr zu verhindern, denn dass sich die Ukraine, die in ihrer Militärdoktrin offen einen Krieg gegen Russland vorbereitet hat, sich dazu auch noch mit Rückendeckung des Westens nuklear bewaffnen könnte, war für Russland eine inakzeptable Bedrohung der eigenen Sicherheit.

Am 21. Februar 2022, also nur zwei Tage später, hat Putin die Donbass-Republiken anerkannt und Beistandsabkommen mit ihnen geschlossen. In seiner Rede dazu hat Putin Kiew deutlich vor den Folgen einer weiteren Eskalation gewarnt. Kiew hat den Beschuss auf zivile Ziele im Donbass danach aber noch einmal demonstrativ erhöht.

Am 24. Februar hat Putin in einer weiteren Rede den Beginn der russischen Militäroperation in der Ukraine verkündet.

Die Ereignisse rund um Afghanistan fügen sich sehr stimmig in die Geschichte ein. Bleibt die Frage, die jeder für sich selbst beantworten muss: War das nur ein glücklicher Zufall für die USA, oder haben die USA das so geplant?

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Col. Douglas Macgregor: „We lied about Ukraine“

Ein 39 Minuten langes Videointerview von Scott Horton mit Colonel Douglas Macgregor, der eine sehr kritische Haltung zur amerikanischen Rolle im Ukrainekrieg einnimmt (übrigens auch zu der Behauptung „Diversity is our greatest strength“ – „no, it’s not!“), der in politischen und militärischen Kreisen den Ruf eines „Querdenkers“ hat und der sich 1994/95 für eine Auflösung der NATO ausgesprochen hat:

Macgregor war übrigens auch von Donald Trump als US-Botschafter in Deutschland nominiert, aber vom Senat nicht bestätigt worden; er ist also nicht gerade „irgendwer“.

Sehr überrascht war ich zu hören, daß das russische Militär in der Ukraine bei weitem nicht geschlagen und die ukrainische Armee nicht so siegreich sei, wie im Westen behauptet wird; daß die russische Armee sich darauf konzentriere, ukrainische Einheiten zu vernichten und nur deshalb aus Charkow abgezogen sei, um Kräfte dafür freizumachen; daß die ukrainische Armee zu 80 % vernichtet sei und sie jetzt nur noch Reservisten in den Kampf werfe, mit der Folge, daß die Ukraine den Kampf um den Donbas verlieren und sich in das Widerstandsnest der Westukraine zurückziehen werde, an der Rußland nicht interessiert sei.

Das, so Macgregor, berge die Gefahr, daß daraus unter US-Einfluß ein sich sehr lang hinziehender Krieg entwickeln könnte, der für Europa eine Gefahr der Hineinziehung bedeuten könnte. Stimmen aus Washingtoner Kreisen hätten ihm gesagt: „We are planning for a very long war.“

Seht euch übrigens auch B-Mashinas neuen Beitrag UKRAS im BLUTRAUSCH an, in dem es um die vom Berater des ukrainischen Präsidenten und von ukrainischen Militärs angekündigten Massaker an Zivilisten in Cherson geht, die man pauschal als Verräter und Kollaborateure rechtlos stellen und der willkürlichen Erschießung durch ukrainische Soldaten und ausländische Söldner ausliefern will.

„Lehrer und Kindergärtnerinnen sollten bedenken, dass sie keine netten Tanten sind, sondern Kriminelle, denen gegenüber es keine Sentimentalitäten gibt. Das Wetter ist so, dass das entweder den Tod oder das Gefängnis bedeutet. Wir, als absolut europäisches Land, werden nicht mit irgendwelchen Sentimentalität oder Nachsicht spielen.“

-Alexej Arystowitsch, Berater des ukrainischen Präsidenten-

Das zeigt das abgrundtief Böse des Judenregimes um Selenskij auf:

erst zieht man die Ukrainer (die für die Juden nicht ihr Volk sind) in einen Krieg, der nur den Interessen der US-Plutokratie dient, schlägt die letzte Chance für einen akzeptablen Verhandlungsfrieden aus, verheizt Soldaten des ohnehin demographisch katastrophal dastehenden Landes für überzogene Rückeroberungsziele (nichts weniger als die Krim, als ob sie die brauchen würden!), und um diesen Soldaten nach all den Härten und Opfern ein Ventil zu bieten, hetzt man sie zur Plünderung und Ermordung von ukrainischen Zivilisten als angebliche „Kollaborateure und Verräter“ auf, bloß weil diese ihr Zuhause und ihre Sachen nicht für eine Flucht ins Ungewisse zurücklassen wollten und unter der russischen Herrschaft ihre Arbeit als Lehrer, Kindergärtnerinnen, Beamte etc. fortgesetzt haben, damit für ihre Mitbürger und deren Kinder das Leben möglichst normal weitergehen kann.

Zum Abschluß noch ein 1:23:48 langes Videointerview von Glenn Beck mit Whitney Webb, „How Elites will Create a New Class of Slaves“:

Deprimierend…

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Hat Boris Johnson dabei geholfen, ein Friedensabkommen in der Ukraine zu verhindern?

Von Connor Echols, übersetzt von Cernunnos. Das Original Diplomacy Watch: Did Boris Johnson help stop a peace deal in Ukraine? erschien am 2. September 2022 auf Responsible Statecraft. Das Titelbild stammt aus dem verlinkten und weiter unten ebenfalls von mir übersetzten Artikel in der Ukrayinska Pravda. Fiona Hill, die Mitverfasserin des Artikels in Foreign Affairs, auf den Connor Echols sich bezieht, ist Mitglied im Council on Foreign Relations, war Mitglied des Nationalen Sicherheitsrats der USA und Donald Trumps Senior Director for European and Russian Affairs.

Russland und die Ukraine hätten sich laut einem neuen Artikel in Foreign Affairs vielleicht im April auf ein provisorisches Abkommen zur Beendigung des Krieges geeinigt.

„Russische und ukrainische Verhandler schienen sich provisorisch auf die Grundzüge einer verhandelten Interimslösung geeinigt zu haben“, schrieben Fiona Hill und Angela Stent. „Rußland würde sich auf seine Positionen vom 23. Februar zurückziehen, als es einen Teil des Donbass und die gesamte Krim kontrollierte, und im Gegenzug würde die Ukraine versprechen, nicht die Mitgliedschaft in der NATO anzustreben und stattdessen Sicherheitsgarantien von einer Anzahl von Ländern bekommen.“

Diese Nachricht unterstreicht die Wirkung der Bemühungen des ehemaligen britischen Premierministers Boris Johnson, die Verhandlungen zu stoppen, wie der Journalist Branko Marcetic auf Twitter erwähnte. Die Entscheidung, den Deal zu versenken, fiel mit Johnsons Besuch in Kiew im April zusammen, wo er den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyi gedrängt haben soll, die Gespräche mit Rußland aus zwei Gründen abzubrechen: Mit Putin könne man nicht verhandeln, und der Westen ist nicht dafür bereit, daß der Krieg endet.

Diese augenscheinliche Enthüllung wirft einige wichtige Fragen auf: Warum wollten die westlichen Führer Kiew davon abhalten, einen anscheinend guten Deal mit Moskau zu unterzeichnen? Betrachten sie den Konflikt als Stellvertreterkrieg mit Rußland? Und noch wichtiger, was wäre notwendig, um wieder zu einem Deal zu kommen?

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Wer beschützt uns vor der NATO?

MORGENWACHT

Der folgende Artikel wurde am 6. Juli 2010 auf Gates of Vienna veröffentlicht.

Von Fjordman (übersetzt von Kairos).  [Mit einem nachträglichen Text-Video-Anhang vonLucifex im Zusammenhang mit Ukraine-Krise und der Rolle und Strategie der NATO dabei; das oben als „Titelbild“ nachträglich eingefügte Video ist darin auch enthalten.]

Die westliche Verteidigungsallianz NATO war ein Produkt des kalten Krieges. Während sie damals ein nützliches Werkzeug war, hat sich die Organisation bisher als vollkommen unfähig erwiesen mit der Flutwelle islamischer Aggression und der Invasion der Dritten Welt durch Massenimmigration umzugehen, welche die westliche Welt verschlingt.

Es erscheint wahrscheinlich, dass es bald einen abgestimmten Druck von Marokko geben wird, die spanisch regierten Enklaven Ceuta und Melilla zurückzuerobern. Wie wird die NATO auf eine solch eklatante Attacke auf einen ihrer Mitgliedsstaaten reagieren? Wird sie überhaupt auf sinnvolle Weise antworten können?

Eine Attacke auf Ceuta wäre hochgradig symbolisch, da genau hier die globale…

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Jäger im Weltall (4) Thumbnail Gulch und Teehalts Welt

Von Jack Vance. Das Original The Star King erschien ursprünglich in Galaxy (Dez. 1963 / Feb. 1964, illustriert von Ed Emshwiller), ehe 1964 die erste Buchausgabe erschien. Die hier vorliegende Fassung, die ich (Cernunnos) als privates Buchprojekt für mich und ein paar andere erstellt habe und hier auch Interessierten zugänglich mache, beruht auf der deutschen Erstausgabe „ Jäger im Weltall“ von 1969 (Neuauflage 1978) in der Übersetzung von Walter Brumm, von mir ergänzt durch Eigenübersetzungen (nach dem englischen Original) aller von Walter Brumm weggelassenen oder unpassend/vereinfacht übersetzten Stellen. Dies hier ist also die vollständigste und werkgetreueste deutsche Fassung von „The Star King“, die ihr finden werdet. Die Titel der vier Teile, in denen ich jeweils zwei bis drei Kapitel hier zusammenfasse, sind von mir gewählt und kommen im Buch nicht vor. Die Zeichnung im Text ist von Ed Emshwiller.

Vorherige Teile: (1): Der Sternkönig, (2): Alphanor und (3): Pallis Atrode und Mr. Spock.

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Aus dem Kapitel „Malagate der Elende“ im Buch „Die Dämonenprinzen“ von Caril Carphen, Elucidarian Press, New Wexford, Aloysius, Vega:

…In unserer kurzen Zusammenfassung haben wir gesehen, dass jeder Dämonenprinz einzigartig und sehr individuiert ist, jeder mit seinem charakteristischen Stil. Dies ist umso bemerkenswerter, als die grundlegende Vielfalt möglicher Verbrechen begrenzt ist und an den Fingern abgezählt werden kann. Es gibt Verbrechen um materiellen Gewinn: Erpressung, Raub (wozu auch Piraterie und Überfälle auf Siedlungsgemeinschaften gehören) und Schwindel in seinen unbegrenzten Verkleidungen. Es gibt die Sklaverei mit ihren verschiedenen Manifestationen: die Beschaffung, der Verkauf und der Einsatz von Sklaven. Mord, Nötigung und Folter sind bloß Begleiterscheinungen dieser Aktivitäten. Die persönlichen Schlechtigkeiten sind gleichermaßen begrenzt und können unter sexueller Verkommenheit, Sadismus und Gewalttaten aus Groll, Rachsucht oder Vandalismus einsortiert werden.

Dieser Katalog ist zweifellos unvollständig, vielleicht sogar unlogisch, aber das ist nicht relevant. Ich möchte bloß die grundlegende Variantenarmut darlegen, um diesen Punkt zu veranschaulichen: dass jeder der Dämonenprinzen bei der Begehung der einen oder anderen Greueltat diese mit seinem eigenen Stil durchführt und ein neues Verbrechen zu schaffen scheint.

In den vorherigen Kapiteln haben wir den wahnsinnigen Kokor Hekkus und seine Theorien der absoluten Schrecklichkeit untersucht und den verschlagenen Viole Falushe, ausschweifend, schlemmerhaft und Amateur der Kinästhetik.

Völlig anders ist Attel Malagate der Elende in Stil und Eigenheit. Statt sich größer zu machen und eine makroskopische Darstellung seiner Person und seiner Taten zu projizieren, bevorzugt Malagate das möglicherweise genauso abschreckende Mittel der Stille, Unsichtbarkeit und leidenschaftslosen Unpersönlichkeit. Es gibt keine zuverlässige Beschreibung von Malagate.

Sicherlich ist Malagate ein Spitzname, abgeleitet aus einem Volksepos des alten Quantique. Er handelt mit unerbittlicher Bösartigkeit, obwohl seine Grausamkeiten niemals mutwillig sind, und falls er einen Vergnügungspalast im Stil von Viole Falushe oder Howard Alan Treesong unterhält, so ist das ein gut gehütetes Geheimnis.

Malagates Aktivitäten sind vorwiegend Erpressung und Sklaverei. Im Konklave von 1500 auf Smades Planet, wo die fünf Dämonenprinzen und eine Anzahl geringerer Unternehmer sich trafen, um ihre Aktivitäten zu definieren und gegeneinander abzugrenzen, wurde Malagate der Sektor des Jenseits zugesprochen, dessen Zentrum Ferriers Sternhaufen ist. Er umfasst über hundert Siedlungen, Städte und Gegenden, von denen Malagate Steuern einhebt. Er stößt selten auf Proteste oder Beschwerden, denn er braucht nur das Beispiel von Mount Pleasant anzuführen, einer Kleinstadt von fünftausend Personen, die sich weigerte, seine Forderungen zu erfüllen. Im Jahr 1499 lud Malagate vier andere Dämonenprinzen ein, sich ihm anzuschließen. Die Junta fiel über die Stadt her, nahm die gesamte Bevölkerung gefangen und versklavte sie.

Auf dem Planeten Grabhorn unterhält er eine Plantage von ungefähr fünfzehntausend Quadratkilometern, mit einer Sklavenbevölkerung, die auf zwanzigtausend geschätzt wird. Hier gibt es sorgfältig bestellte Farmen und Fabriken, die exquisite Möbel, Musikinstrumente und elektronische Mechanismen bauen. Die Sklaven werden nicht übermäßig schlecht behandelt, aber die Arbeitszeiten sind lang, die Schlafsäle sind trostlos, und die sozialen Möglichkeiten sind eingeschränkt. Als Bestrafung werden Arbeitsperioden in den Bergwerken verhängt, die wenige überleben.

Attel Malagates Aufmerksamkeit ist normalerweise breit verteilt und leidenschaftslos, aber er fokussiert sich manchmal auf irgendein Individuum. Der Planet Caro liegt in einem Gebiet, das keiner der Dämonenprinzen für sich beansprucht. Der Bürgermeister Janous Paragiglia der Stadt Desde setzte sich für eine Miliz und eine Raumflotte ein, die ausreichen würden, Caro zu schützen und Malagate oder jeden anderen der Dämonenprinzen aufzuspüren und zu vernichten, der es wagen würde, Caro anzugreifen. Malagate entführte Janous Paragiglia und folterte ihn neununddreißig Tage lang, nicht ohne den ganzen Prozess über das Fernsehen an alle Städte von Caro, alle Planeten seines eigenen Sektors und in einer seiner seltenen Prahlereien auch an den Rigel Concourse zu übertragen.

Wie bereits erwähnt, sind seine persönlichen Gelüste unbekannt. Ein Gerücht, auf das man häufig trifft, besagt, dass Malagate gern in persönlichen Gladiatorenduellen mit Schwertern gegen wehrhafte Feinde antritt. Malagate soll übermenschliche Kraft und Geschicklichkeit besitzen, und es scheint ihm Befriedigung zu verschaffen, seine Gegner langsam in Stücke zu hauen.

Wie gewisse andere Dämonenprinzen unterhält Malagate eine diskrete und respektable Identität innerhalb der Oikumene und nimmt, wenn die Flüsterparolen stimmen, auf einer der bedeutenden Welten eine angesehene Position ein…

*     *     *

Alphanor wurde zu einer neblig blassen Scheibe, zu einem Stern unter Sternen. Die vier Männer an Bord des Schiffes überließen sich einer gespannten und nervösen Untätigkeit. Kelle und Warweave begannen eine gedämpfte Unterhaltung. Detteras starrte nach vorne in die sternenübersäte Leere. Gersen lungerte abseits herum und beobachtete die drei Männer.

Einer von ihnen – nicht völlig ein Mensch, oder noch besser, ein nachgemachter Mensch – war Malagate der Elende. Wer?

Gersen glaubte es zu wissen. Er war sich immer noch nicht sicher; seine Vermutung beruhte auf Anhaltspunkten, Wahrscheinlichkeiten und Annahmen. Malagate dagegen musste sich immer noch in seinem Inkognito sicher fühlen. Er hatte keinen Grund, Gersens Ziel zu argwöhnen; er betrachtete Gersen wohl immer noch als nicht mehr als einen habgierigen Makler, der darauf aus war, ein möglichst profitables Geschäft zu erzielen.

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Jäger im Weltall (3): Pallis Atrode und Mr. Spock

Von Jack Vance. Das Original The Star King erschien ursprünglich in Galaxy (Dez. 1963 / Feb. 1964, illustriert von Ed Emshwiller), ehe 1964 die erste Buchausgabe erschien. Die hier vorliegende Fassung, die ich (Cernunnos) als privates Buchprojekt für mich und ein paar andere erstellt habe und hier auch Interessierten zugänglich mache, beruht auf der deutschen Erstausgabe „ Jäger im Weltall“ von 1969 (Neuauflage 1978) in der Übersetzung von Walter Brumm, von mir ergänzt durch Eigenübersetzungen (nach dem englischen Original) aller von Walter Brumm weggelassenen oder unpassend/vereinfacht übersetzten Stellen. Dies hier ist also die vollständigste und werkgetreueste deutsche Fassung von „The Star King“, die ihr finden werdet.

Die erste Illustration im Text ist wieder von Nikos Chrissis, die zweite von Ed Emshwiller. Die Titel der vier Teile, in denen ich jeweils zwei bis drei Kapitel hier zusammenfasse, sind von mir gewählt und kommen im Buch nicht vor. (In diesem Abschnitt muss man über gewisse astrophysikalische Schwächen hinwegsehen, wo der Autor es damals schon hätte besser wissen müssen, aber das tut der Geschichte keinen Abbruch.)

Vorherige Teile: (1): Der Sternkönig und (2): Alphanor

8

„Ja, wir sind eine reaktionäre, heimlichtuerische, pessimistische Organisation. Wir haben überall Agenten. Wir kennen tausend Tricks, um von Forschungen abzuhalten, Experimente zu sabotieren, Daten zu verzerren. Selbst in den eigenen Laboratorien des Instituts gehen wir bedacht und diskret vor.

Aber lassen Sie mich nun auf einige der Fragen und Anschuldigungen antworten, die wir oft hören. Genießen die Mitglieder des Instituts Reichtum, Privilegien, Macht, Freiheit vom Gesetz? Die Ehrlichkeit erzwingt die Antwort: Ja, in variierendem Maß, abhängig von der Phase und von den Leistungen.

Ist das Institut also eine abgeschottete, zur Mitte strebende Inzuchtgruppe? Keineswegs. Wir betrachten uns gewiss als eine intellektuelle Elite. Warum auch nicht? Die Mitgliedschaft steht jedem offen, obwohl wenige unserer Katechumenen auch nur bis zur fünften Phase kommen.

Unsere Politik? Einfach genug. Der Weltraumantrieb hat jedem Größenwahnsinnigen, der in unserer Mitte erscheint, eine schreckliche Waffe gegeben. Es gibt anderes Wissen, das ihm, wenn es gleichermaßen frei wäre, tyrannische Macht geben würde. Wir kontrollieren daher die Verbreitung von Wissen.

Wir werden als ‚selbsternannte Gottheiten‘ beschimpft, man wirft uns Pedanterie, Verschwörung, Herablassung, Selbstgefälligkeit, Arroganz und verbohrte Selbstgerechtigkeit vor; dies sind nur die mildesten der Tadel, die wir hören. Man wirft uns unerträglichen Paternalismus und im gleichen Atemzug unsere Loslösung von alltäglichen menschlichen Angelegenheiten vor. Warum nutzen wir unsere Weisheit nicht, um die Arbeit zu erleichtern, Schmerzen zu lindern, das Leben zu verlängern? Warum stehen wir abseits? Warum verwandeln wir den menschlichen Siedlungsraum nicht in ein Utopia, eine Aufgabe, die leicht in unserer Macht liegt?

Die Antwort ist einfach – vielleicht täuschend einfach. Wir haben das Gefühl, dass dies falsche Segnungen sind, dass Frieden und Sattheit mit dem Tod verwandt sind. Bei all ihrer Rohheit und ihren grausamen Exzessen beneiden wir die archaische Menschheit um ihre leidenschaftliche Erfahrung. Wir sind der Meinung, dass Gewinn nach Mühen, Triumph nach Widrigkeiten, das Erreichen eines lange angestrebten Zieles eine größere Wohltätigkeit ist als Unterhaltsleistungen aus den Zitzen einer nachsichtigen Regierung.“

– Aus der Fernsehansprache von Madian Carbuke, Centennial (Fellow der hundertsten Phase) des Instituts, 2. Dezember 1502

Konversation zwischen zwei Centennials des Instituts, bezüglich eines nicht anwesenden dritten:

„Ich würde gern zu einer Plauderei in dein Haus kommen, wenn ich nicht argwöhnen würde, dass Ramus ebenfalls eingeladen würde.“

„Aber was hast du denn gegen Ramus? Er amüsiert mich.“

„Er ist eine Plage, eine Flatulenz, eine pompöse alte Kröte, und er nervt mich sehr.“

Frage, die Fellows des Instituts gelegentlich gestellt wird: „Gibt es Sternkönige in der Fellowship?“

Übliche Antwort: „Hoffentlich nicht.“

Motto des Instituts: „Ein wenig Wissen ist eine gefährliche Sache, sehr viel Wissen ist eine Katastrophe“; Gegner des Instituts interpretieren das höhnisch als: „Jemand anderes‘ Unwissenheit ist ein Segen.“

*     *     *

Pallis Atrode wohnte zusammen mit zwei anderen Mädchen in einem meerseitig gelegenen Wohnturm südlich von Remo. Gersen wartete in der Eingangshalle, während sie nach oben lief, um sich umzuziehen und ihr Gesicht nachzufärben. Er ging auf die Terrasse hinaus, die den Ozean überschaute, und lehnte sich an das Geländer. Rigel strahlte tief über dem Horizont und legte eine Bahn wie aus geschmolzenem Metall vom Ufer bis zum Horizont. Im nahen Hafen, der von zwei Molen umschlossen wurde, waren etwa hundert Boote vertäut: Motoryachten, Segelkatamarane, U-Boote mit Glasrumpf, eine Schar Gleitbretter mit Jetpumpenantrieb, auf denen man mit wahnsinniger Geschwindigkeit durch und über die Wellen reiten konnte.

Gersens Stimmung war komplex und wunderte sogar ihn selbst. Da war die herzklopfende Erwartung eines Abends mit einem hübschen Mädchen, ein Gefühl, das er seit Jahren nicht mehr gekannt hatte. Dann war da die Melancholie, die Sonnenuntergänge in ihm auszulösen pflegten – und dieser Sonnenuntergang war wirklich schön, der Himmel glühte grünblau und hellviolett um eine pfirsichfarbene Wolkenbank, die mit magentafarbenen Streifen durchschossen war. Es war nicht die Schönheit, sann Gersen, die die Melancholie auslöste, sondern eher das stille, weiche Licht und sein Verdämmern.

Und es gab eine andere Melancholie – verschieden und doch ähnlich -, die Gersen überkam, als er die unbefangenen, fröhlichen Menschen um ihn beobachtete. Sie waren alle anmutig und unbeschwert, unberührt von der Plackerei und den Schmerzen und Schrecken, die es auf abgelegenen Welten gb. Gersen neidete ihnen ihre Sorglosigkeit, ihre sozialen Fertigkeiten. Dennoch, würde er mit irgendeinem von ihnen tauschen?

Kaum.

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Jäger im Weltall (2): Alphanor

Von Jack Vance. Das Original The Star King erschien ursprünglich in Galaxy (Dez. 1963 / Feb. 1964, illustriert von Ed Emshwiller), ehe 1964 die erste Buchausgabe erschien. Die hier vorliegende Fassung, die ich (Cernunnos) als privates Buchprojekt für mich und ein paar andere erstellt habe und hier auch Interessierten zugänglich mache, beruht auf der deutschen Erstausgabe „ Jäger im Weltall“ von 1969 (Neuauflage 1978) in der Übersetzung von Walter Brumm, von mir ergänzt durch Eigenübersetzungen (nach dem englischen Original) aller von Walter Brumm weggelassenen oder unpassend/vereinfacht übersetzten Stellen. Dies hier ist also die vollständigste und werkgetreueste deutsche Fassung von „The Star King“, die ihr finden werdet.

Die Zeichnung im Text ist wieder eine Illustration von Ed Emshwiller aus der Erstveröffentlichung in Galaxy; das Farbbild wurde von mir hinzugenommen. Die Titel der vier Teile, in denen ich jeweils zwei bis drei Kapitel hier zusammenfasse, sind von mir gewählt und kommen im Buch nicht vor.

Hier erscheint erstmals ein sehr bekannter Name in der Science Fiction; wenn ihr auf ihn stoßt, denkt daran, dass dieser Roman 1963 veröffentlicht wurde, drei Jahre vor der ersten Staffel des ursprünglichen Star Trek.

Fortsetzung von Jäger im Weltall (1): Der Sternkönig

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Aus Neue Entdeckungen im Weltraum, von Ralph Quarry:

…Sir Julian Hove hatte seine Einstellungen anscheinend von den Entdeckern der Spätrenaissance übernommen. Bei der Rückkehr zur Erde hatten die Mitglieder seiner Besatzung sich eine strenge Regel der Diskretion und Geheimhaltung auferlegt (oder sie war ihnen auferlegt worden). Dennoch sickerten Details durch. Sir Julian Hove war, um den umfassendsten Begriff zu verwenden, ein Leuteschinder. Er war auch ein völlig humorloser Mensch. Seine Augen waren kalt, er sprach, ohne die Lippen zu bewegen; sein Haar war Tag für Tag in fotografisch identischen Furchen gekämmt. Während er nicht eigentlich verlangte, dass das Personal zu den Mahlzeiten Smokings trug, führten gewisse seiner Regeln eine fast äquivalente Etikette ein… Der Gebrauch von Vornamen war verboten; zu Beginn und Ende jeder Wache waren militärische Ehrenbezeugungen vorgeschrieben, obwohl die Besatzung größtenteils aus Zivilisten bestand. Technikern, deren Arbeit nicht mit wissenschaftlicher Arbeit zusammenhing, war verboten, die faszinierenden neuen Welten zu betreten: ein Befehl, der beinahe eine Meuterei ausgelöst hatte, bis Sir Julians Vize im Kommando, Howard Coke, sich gegenüber Sir Julian durchsetzte, dass diese Vorschrift gelockert wurde.

Der Rigel Comcourse ist Sir Julians bemerkenswerteste Entdeckung: sechsundzwanzig großartige Planeten, die meisten davon nicht nur bewohnbar, sondern auch gesund, obwohl nur zwei auch nur quasi-intelligente Eingeborene aufweisen… Sir Julian benannte die Planeten in Ausübung seiner Privilegien nach Helden seiner Knabenzeit: Lord Kitchener, William Gladstone, Erzbischof Rollo Gore, Edythe MacDevott, Rudyard Kipling, Thomas Carlyle, William Kirkcudbright, Samuel B. Gorsham, Sir Robert Peel, und dergleichen.

Aber Sir Julian sollte seines Privilegs beraubt werden. Er telegrafierte die Neuigkeiten bei seiner Rückkehr zur Maudley-Raumstation voraus, zusammen mit einer Beschreibung des Concourse und den Namen, die er den Mitgliedern dieser großartigen Gruppe gegeben hatte. Die Liste ging durch die Hände eines obskuren jungen Angestellten, der Sir Julians Namensgebungen angewidert verwarf. Jedem der sechsundzwanzig Planeten wies er einen Buchstaben des Alphabets zu und lieferte eilig neue Namen: Alphanor, Barleycorn, Chrysanthe, Diogenes, Elfland, Flame, Goshen, Hardacres, Image, Jezebel, Krokinole, Lyonnesse, Madagascar, Nowhere, Olliphane, Pilgham, Quinine, Raratonga, Somewhere, Tantamount, Unicorn, Valisande, Walpurgis, Xion, Ys und Zacaranda — abgeleitet aus Legenden, Mythen, Romanen und seiner eigenen Laune. Eine der Welten war von einem Satelliten begleitet, der in der Nachricht als „ein exzentrisches, taumelndes, unregelmäßig geformtes Bruchstück eines chondritischen Bimssteins“ beschrieben, und diesen nannte Roger Pilgham „Sir Julian“.

Die Presse erhielt und veröffentlichte die Liste, und Rigels Planeten wurden so bekannt, obwohl Sir Julians Bekannte sich über die plötzliche Extravaganz seiner Fantasie wunderten. Und wer oder was war „Pilgham“? Sir Julian würde ihnen nach seiner Rückkehr vermutlich eine Erklärung geben.

Der Angestellte Roger Pilgham kehrt sogleich wieder in die Obskurität zurück, aus der er kam, und es ist nichts über sein Verhalten oder seinen Gemütszustand zu der Zeit bekannt, als Sir Julians Rückkehr unmittelbar bevorstand. Empfand er Besorgnis? Unbehagen? Gleichgültigkeit? Ohne Zweifel hatte er sich damit abgefunden, dass er aus seiner Stelle entlassen werden würde.

Nach einiger Zeit kehrte Sir Julian im Triumph zurück und verwendete dabei die Phrase: „Am eindrucksvollsten sind vielleicht die New Grampian Mountains auf dem Nordkontinent von Lord Bulwer-Lytton.“ Jemand im Publikum fragte höflich, wo Lord Bulwer-Lytton liege, und der Namensaustausch wurde enthüllt.

Sir Julians reagierte mit außerordentlichem Zorn auf die Tat. Der Angestellte war klugerweise verschwunden; Sir Julian wurde geraten, seine eigenen Namensgebungen wieder einzuführen, aber der Schaden war schon angerichtet; Roger Pilghams freche Tat gewann den Gefallen der Öffentlichkeit, und Sir Julians Terminologie verschwand aus der Erinnerung.

Aus Allgemeines Handbuch der Planeten, 303. Auflage, veröffentlicht 1292:

Alphanor, ein Planet, der als das Verwaltungs- und Kulturzentrum des Rigel Concourse gilt. Er ist der achte in der Reihenfolge vom Zentralstern aus.

Planetarische Konstanten:

Durchmesser 14.880 Kilometer, Masse 102

Mittlere Tageslänge 29 Stunden, 16 Minuten, 29,4 Sekunden

Allgemeine Bemerkungen: Alphanor ist eine große, helle Meereswelt mit einem allgemein anregenden Klima. Der Ozean nimmt drei Viertel der Gesamtoberfläche ein, einschließlich der polaren Eiskappen. Die Landmasse teilt sich auf sieben beinahe zusammenhängende Kontinente auf: Phrygia, Umbria, Lusitania, Scythia, Etruria, Lydia und Lycia, in einer Anordnung, die an sieben Blütenblätter denken lässt. Es gibt unzählige Inseln.

Das einheimische Leben ist komplex und kraftvoll. Die Flora hat sich in keiner Weise von irdischen Importen verdrängen lassen, die sorgfältig gepflegt werden müssen. Die Fauna ist genauso komplex und kann gelegentlich wild sein; hier ist der schlaue Hyrcan major des oberen Phrygia und der unsichtbare Aal des Thaumaturgischen Ozeans zu nennen.

Die politische Struktur von Alphanor ist eine pyramidenförmige Demokratie – einfach in der Theorie, kompliziert in der Praxis. Die Kontinente sind in Provinzen unterteilt, diese in Präfekturen, Bezirke und Wahlkreise; letztere sind als Bevölkerungblöcke von fünftausend Personen definiert. Jedes Wahlkreiskomitee entsendet einen Vertreter in den Bezirksrat, der einen Delegierten für den Präfekturtag wählt, welcher ein Mitglied in den Provinzkongress entsendet, welcher dasselbe für das Kontinentalparlament tut. Jedes Parlament wählt sieben Rektoren in den Großen Rat in Avente, in der Seeprovinz von Umbria, welcher daraufhin einen Vorsitzenden wählt.

Aus Geleitwort an die Völker des Concourse, von Strick und Chernitz:

Die Bevölkerungen des Concourse sind weit davon entfernt, homogen zu sein. Während der Migrationen von der Erde neigten die rassischen Gruppen dazu, ihren eigenen Leuten zu folgen, und in den neuen Umwelten, unter dem Einfluss von Vermischungen und neuen Verhaltensmustern spezialisierten solche Gruppen sich noch weiter… Die Menschen von Alphanor sind im Allgemeinen hellhäutig, braunhaarig, von mittlerer Statur, obwohl ein einstündiger Spaziergang entlang der Großen Esplanade in Avente dem Beobachter jede vorstellbare Art von menschlichem Wesen zeigen wird.

Die alphanorische Psychologie ist schwieriger auszudrücken. Jede bewohnte Welt ist in dieser Hinsicht anders; und obwohl die Unterschiede real und deutlich genug sind, fällt es schwer, sie ohne Abschweifungen akkurat darzustellen – besonders nachdem jede planetenweite Verallgemeinerung durch regionale Unterschiede verschärft, beeinträchtig oder widersprüchlich wird.

*     *     *

Rigel, direkt voraus, war ein heller bläulichweißer Punkt, vor dem jeder andere Stern zu fliehen schien. Gersen hatte wenig mehr zu tun als sein Ziel zu betrachten, gegen Ruhelosigkeit und innere Anspannung anzukämpfen, über Attel Malagates wahrscheinliche Absichten zu spekulieren und seine eigenen Reaktionen zu formulieren. Das erste Problem: Wo landen? Hundertdreiundachtzig Raumhäfen auf zweiundzwanzig der sechsundzwanzig Welten boten sich für eine legale Landung an, sowie unbegrenzte Möglichkeiten für eine Landung in Wüsten und Wildnissen, wenn er eine Verhaftung wegen Verletzung der Quarantänebestimmungen riskieren wollte.

Wie groß war Malagates Interesse an Teehalts Monitor? Würde er jeden Raumhafen überwachen lassen? Theoretisch war das durch Bestechung von Hafenbeamten machbar. Das billigste und vielleicht effektivste System wäre, dem Mann, der Gersens Ankunft meldete, eine saftige Belohnung zu versprechen. Gersen konnte sich natürlich dafür entscheiden, in einem anderen Sternsystem zu landen. Es würde schwierig sein, jeden Raum-hafen der Oikumene zu überwachen.

Aber Gersen hatte nicht die Absicht, sich zu verstecken. In der nächsten Phase musste er sich notwendigerweise exponieren. Diese nächste Phase war die Identifizierung von Malagate. Zwei Methoden boten sich dafür an: Er konnte entweder die Registrierung des Monitors zurückverfolgen oder darauf warten, dass sich ihm irgendein Mitglied von Malagates Organisation an ihn heranmachte, die Spur der Autorität zu ihrer Quelle zu verfolgen.

Malagate würde als gegeben annehmen, dass Gersen Nachforschungen wegen des Monitors anstellen wollte, und würde seine Bewachungsmaßnahmen vermutlich auf den Raumhafen Kindune konzentrieren, der Sansontiana bediente.

Trotzdem entschied Gersen sich aus einer Reihe von unbestimmten Gründen – wenig mehr als Vermutungen – dafür, auf dem Großen Interplanetaren Raumhafen von Avente zu landen.

Er nahm Kurs auf Alphanor, flog antriebslos in den Landeorbit, schaltete seinen Autopiloten in das offizielle Landeprogramm ein und machte es sich wieder bequem. Das Boot senkte sich mit einem letzten Röhren der Düsen auf die verbrannte rote Erde. Die Düsen verstummten; es herrschte Stille. Das Druckausgleichsventil begann automatisch zu zischen.

Die Hafenbeamten kamen in einem Gleitwagen. Gersen beantwortete Fragen, unterzog sich einer kurzen ärztlichen Untersuchung und erhielt eine Aufenthaltserlaubnis. Die Beamten rauschten wieder ab; ein fahrbarer Kran rollte heran, hob das Boot und beförderte es zu einer Box in der Parkreihe auf einer Seite des Landeplatzes.

Gersen ging von Bord und fühlte sich exponiert und verwundbar. Er begann den Monitor auszubauen, behielt dabei aber die Umgebung im Auge.

Zwei Männer schlenderten die Parkreihe entlang, ohne bestimmtes Ziel, wie es schien. Gersen erkannte einen der beiden sofort: es war der Sarkoy, der hinter Hildemar Dasce in Smades Gasthaus gekommen war.

Als sie näherkamen, achtete Gersen nicht erkennbar auf sie, aber sie machten keine Bewegung, die er nicht bemerkte. Der Sarkoy trug einen schlichten dunkelgrauen Anzug mit opalverzierten Epauletten; sein Gefährte, ein dünner Mann mit sandfarbenem Haar und unruhigen weißgrauen Augen, trug den lockeren blauen Overall eines Arbeiters.

Die beiden blieben ein paar Schritte von Gersen entfernt stehen und sahen ihm wie beiläufig interessiert zu. Gersen ignorierte sie nach einem kurzen Blick, obwohl seine Haut prickelte und sein Puls pochte. Der Sarkoy murmelte etwas zu seinem Begleiter und trat einen Schritt vor.

„Kennen wir uns nicht?“ fragte er mit sanfter, sardonischer Stimme.

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Jäger im Weltall (1): Der Sternkönig

Von Jack Vance. Die Originalfassung dieses Science-Fiction-Romans, The Star King, erschien ursprünglich als Zweiteiler in den Ausgaben Dezember 1963 und Februar 1964 des Magazins Galaxy (mit Illustrationen von Ed Emshwiller), ehe 1964 die erste Buchausgabe erschien. Dies ist der erste Band einer fünfteiligen Romanreihe um die Demon Princes, fünf interstellare Top-Schurken, deren Vernichtung sich der Romanheld Kirth Gersen zum Ziel gesetzt hat.

Die hier vorliegende Fassung, die ich (Cernunnos) als privates Buchprojekt für mich und ein paar andere erstellt habe und nun auch Interessierten hier zugänglich mache (in vier Teilen), beruht auf der deutschen Erstausgabe „ Jäger im Weltall“ von 1969 (Neuauflage 1978) in der Übersetzung von Walter Brumm. (Mir persönlich gefällt dieser erste Roman am besten aus der gesamten Serie.)

Da mir jedoch die komplette Dämonenprinzen-Reihe als PDF in englischer Originalfassung vorliegt, habe ich die deutsche Buchfassung nicht einfach übernommen, sondern Zeile für Zeile mit dem Original verglichen und an den gar nicht so wenigen Stellen, wo Walter Brumm Halbsätze, ganze Sätze oder sogar Absätze und seitenlange Teile weggelassen, Passagen vereinfacht umformuliert oder wiederum Sachen hinzuerfunden hat (!), die nicht im Original stehen, meine eigenen Übersetzungen gemäß dem Original eingefügt. Dies hier ist also die vollständigste und werkgetreueste deutsche Fassung von „The Star King“, die ihr finden werdet.

Die Schwarzweißzeichnungen, die ich in den Text eingefügt habe, sind Illustrationen von Ed Emshwiller aus der Ur-Veröffentlichung in Galaxy, und die Farbbilder sind von Nikos Chrissis, der als Fan der Romanreihe mit der Erstellung von Bildern dazu als Kunstprojekt für sein Portfolio begonnen und den Segen von Jack Vances Sohn und von Spatterlight Press dazu bekommen hatte (siehe Demon Princes 1 : Drawing the Myriad Worlds of Jack Vance). Als Beispiel hier das Raumschiff vom Typ 9B (nach den nicht sehr eingehenden Beschreibungen von Jack Vance landet zumindest dieser Typ in horizontaler Lage wie hier dargestellt und nicht auf dem Heck wie die Raumschiffe in Ed Emshwillers Zeichnungen); unter dem Bug hängt der „Monitor“, der eine wichtige Rolle spielt:

Und zwei Darstellungen des Schwebetaxis, das Kirth Gersen in Brinktown benutzt, ein erster Entwurf:

…und die finale Version:

Noch ein paar Dinge zum Verständnis für Neulinge in Vances Zukunftskosmos: die Oikumene ist der zivilisiertere Teil des von Menschen besiedelten Weltalls, wo einigermaßen Gesetz und Ordnung herrschen. Später entwickelt sich daraus das „Gaeanische Territorium“ („Gaean Reach“), in dem auch Der Graue Prinz angesiedelt ist. Dagegen ist das „Jenseits“ („the Beyond“) das „Wilde Draußen“ jenseits der kosmischen Reichweite des Gesetzes. Die Jahreszahlen entsprechen nicht unserem Kalender, sondern der Zeitrechnung dieser Zivilisation, die unser Jahr 2000 als ihr Jahr 0 annimmt. Die Handlung von „Jäger im Weltall“ beginnt also im Juli 3524 unserer Zeitrechnung.

Nun aber wirklich zur Geschichte:

JÄGER IM WELTALL

1

„Was für ein Paradox, was für eine furchtbare Schande, wenn der Unterschied von ein paar hundert Meilen – nein, nur so viele Fuß oder sogar Zoll – ein abscheuliches Verbrechen in einen Sachverhalt verwandelt, für den niemand zuständig ist!“

– Hm. Balder Bashin, im Ecclesiarchic Nunciamento des Jahres 1000 in Foresse auf dem Planeten Krokinole.

„Gesetze haben nur dort Bedeutung, wo sie durchgesetzt werden können.“

– Beliebter Aphorismus –

Auszüge aus „Smade von Smades Planet“, Leitartikel im Feuilleton der Zeitschrift Cosmopolis, Oktober 1923:

F: Fühlen Sie sich jemals einsam, Mr. Smade?

S: Nicht mit drei Frauen und elf Kindern.

F: Was hat Sie bewogen, sich hier niederzulassen? Im ganzen gesehen ist es doch eine ziemlich trostlose Welt, nicht wahr?

S: Schönheit liegt im Auge des Betrachters. Mir liegt nichts daran, ein Ferienzentrum zu betreiben.

F: Welcher Art sind die Leute, die das Gasthaus besuchen?

S: Leute, die Ruhe und Entspannung suchen. Gelegentlich ein Reisender von innerhalb der Grenzen oder ein Entdecker.

F: Ich habe gehört, dass einige Ihrer Gäste recht rauhe Gesellen sein sollen. Tatsächlich glaubt man sogar allgemein – um es unverblümt zu sagen -, dass Smades Gasthaus von den berüchtigtsten Piraten und Freibeutern des Jenseits frequentiert wird.

S: Ich nehme an, auch die brauchen gelegentlich Ruhe.

F: Haben Sie keine Schwierigkeiten mit diesen Leuten? Mit der Aufrechterhaltung der Ordnung, sozusagen?

S: Nein. Die kennen meine Regeln. Ich sage: Meine Herren, bitte lassen Sie das. Ihre Meinungsverschiedenheiten sind Ihre Sache; sie sind flüchtiger Natur. Die harmonische Atmosphäre des Gasthauses ist meine Sache, und ich beabsichtige, dass sie dauerhaft bleibt.“

F: Sie fügen sich also?

S: Gewöhnlich.

F: Und wenn nicht?

S: Werfe ich sie ins Meer.

Smade war ein schweigsamer Mann. Seine Herkunft und sein früheres Leben waren nur ihm selbst bekannt. Im Jahr 1479 erwarb er eine Ladung Bauholz, die er aus einer Anzahl obskurer Gründe auf eine kleine steinige Welt im mittleren Jenseits brachte. Und dort erbaute er mit Hilfe von zehn zur Indentur verpflichteten Handwerkern und ebenso vielen Sklaven Smades Gasthaus.

Der Ort, den er sich dafür ausgesucht hatte, war ein langer, schmaler Streifen Heideland zwischen dem Smade-Gebirge und dem Smade-Ozean, genau auf dem Äquator des Planeten. Er baute nach einem Plan, der so alt war wie das Bauen selbst, die Mauern aus Bruchstein, Decken und Dachstuhl aus Holz und das Dach aus Schieferplatten. Das fertige Gebäude fügte sich natürlich in die Landschaft ein: ein langes, zweigeschossiges Haus mit hohem Giebel, einer Doppelreihe von Fenstern auf beiden Längsseiten, zwei Schornsteinen, aus denen der weiße Qualm der Moosfeuer stieg, und einer gemauerten Veranda auf der Seeseite. Hinter dem Gebäude stand eine Gruppe von Zypressen, auch sie in Form und Farbe der Landschaft angemessen.

Smade hatte die örtliche Ökologie noch um andere Besonderheiten bereichert: in einem geschützten Tal hinter dem Gasthaus baute er Gemüse und Viehfutter an; in einem anderen hielt er eine kleine Herde Rinder und Geflügel. Alles gedieh zu seiner Zufriedenheit, zeigte aber keine Neigung, den Planeten zu erobern.

Smades Domäne erstreckte sich so weit, wie seine Besitzansprüche reichten – es gab kein anderes Haus auf dem Planeten -, aber er beschränkte seine Herrschaft auf ein Gebiet von vielleicht acht oder zehn Hektar, das von Steinwällen eigegrenzt war. Was jenseits dieser Grenzen vorging, kümmerte Smade nicht, es sei denn, er hatte Grund, seine eigenen Interessen bedroht zu sehen. Aber eine solche Situation war noch nie eingetreten.

Smades Planet war der einzige Begleiter von Smades Stern, einem unscheinbaren weißen Zwerg in einer relativ leeren Gegend des Weltraums. Die einheimische Flora war spärlich: Flechten, Moose, primitive Rankengewächse und Palodendron, im Meer pelagische Algen, die die See schwarz färbten. Die Fauna war noch einfacher: weiße Würmer im Ablagerungsschlamm des Meeresbodens, einige gallertartige Lebewesen, die von den schwarzen Algen lebten, und ein Sortiment einfacher Protozoen. Unter diesen Umständen konnte man Smades Veränderungen der planetarischen Ökologie kaum als verderbenbringend ansehen.

Smade selbst war groß, breit und stämmig, mit knochenweißer Haut und jettschwarzem Haar. Über seine Vorfahren war nichts bekannt, und er hatte noch nie jemanden an seinen Erinnerungen teilhaben lassen. Wie dem auch sein mochte, sein Gasthaus war ausgezeichnet geführt, die drei Frauen lebten in Harmonie miteinander, und die Kinder waren hübsch und wohlerzogen. Smade war von nie versagender Höflichkeit. Seine Preise waren hoch, aber seine Gastfreundschaft großzügig, und er machte keine Schwierigkeiten, wenn ein Gast seine Rechnung nicht zahlen konnte. Über der Theke hing ein Schild: „Essen und trinken Sie nach Herzenslust. Wer bezahlen kann, ist mein Kunde. Wer nicht bezahlen kann, ist ein Gast des Hauses.“

Smades Kundschaft war höchst unterschiedlich: Entdecker, Makler, Techniker der Firma Jarnell, Privatagenten auf der Suche nach verschollenen Menschen oder gestohlenen Schätzen, seltener ein Beamter der IPCC – oder „Wiesel“, wie sie im Argot des Jenseits genannt wurden. Es kamen auch schlimmere Leute, und diese waren so verschiedenartig wie die Verbrechen, die sie auf dem Gewissen hatten. Smade machte aus der Not eine Tugend und begegnete allen gleich.

Im Juli 1524 kam Kirth Gersen zu Smades Gasthaus und stellte sich als Makler vor. Sein Boot war das Standardmodell, das von den Immobilienhäusern innerhalb der Oikumene vermietet wurde, ein zehn Meter langer Zylinder, dessen Ausrüstung sich auf das Notwendigste beschränkte: Monitor-Autopilot, Sternsucher, Chronometer, Makroskop und manuelle Kontrollen im Bug, mittschiffs das Wohnquartier mit Luftmaschine, Aufbereitungsanlage organischer Abfallstoffe, Informationsspeicher und Lager; achtern der Energieblock, der Jarnell-Intersplitantrieb und weitere Lagerabteile. Das Boot war verschrammt und verbeult; Gersens persönliche Verkleidung bestand aus abgetragenen Kleidern und natürlicher Einsilbigkeit. Smade akzeptierte ihn, wie er jeden anderen akzeptierte.

„Wollen Sie länger bleiben, Mr. Gersen?“

„Zwei oder drei Tage, vielleicht. Ich muss mir einiges durch den Kopf gehen lassen.“

Smade nickte in tiefem Verständnis. „Im Moment ist es ziemlich still bei uns, nur Sie und der Sternkönig. Sie werden alle Ruhe finden, die Sie brauchen.“

„Das ist mir sehr angenehm“, sagte Gersen wahrheitsgemäß; nach seinen gerade beendeten Geschäften hatte er noch einige ungelöste Bedenken. Er wandte sich ab, dann hielt er inne und blickte zurück, als Smades Worte sein Bewusstsein durchdrangen. „Sie haben einen Sternkönig hier, in Ihrem Gasthaus?“

„Er hat sich so vorgestellt.“

„Ich habe noch nie einen Sternkönig gesehen. Nicht dass ich wüsste.“

Smade nickte höflich, um anzuzeigen, dass der Klatsch die erlaubten Grenzen der Ausführlichkeit erreicht hatte. Er deutete auf die Wanduhr. „Unsere lokale Zeit; stellen Sie bitte Ihre Uhr. Abendessen um sieben Uhr, also in einer halben Stunde.“

Gersen stieg eine Steintreppe zu seinem Zimmer hinauf, einer einfachen Schlafkammer mit Bett, Stuhl und Tisch. Er blickte aus dem Fenster den Streifen Heideland zwischen Berg und Meer entlang. Zwei Raumfahrzeuge waren auf dem Landeplatz: sein eigenes Boot und ein weiteres Schiff, größer und schwerer, offenbar Eigentum des Sternkönigs.

Gersen wusch sich in einem Gemeinschaftsbadezimmer, dann kehrte er in den Speisesaal zurück, wo er die Produkte von Smades eigener Landwirtschaft speiste. Zwei andere Gäste erschienen. Der erste war der Sternkönig, der mit einem Geraschel reicher Gewänder den Raum durchschritt: ein Individuum mit schwarzgefärbter Gesichtshaut und ebenholzschwarzen Augen. Er war überdurchschnittlich groß und stellte vollendete Arroganz zur Schau. Matt wie Holzkohle verwischte der schwarze Farbstoff in seinem Gesicht die Kontraste seiner Züge und machte sie zu einer proteischen Maske. Seine Kleider waren auf dramatische Weise fantastisch: Kniehosen aus orangener Seide, ein loser, scharlachroter Talar mit einer weißen Schärpe, und eine schwarz und grau gestreifte barettähnliche Mütze, die verwegen über die rechte Schläfe herabgezogen war. Gersen betrachtete ihn mit offener Neugier. Dies war der erste Sternkönig, den er als solchen ansah, obgleich die öffentliche Meinung dahin ging, dass sich hunderte von ihnen inkognito durch die Welten des Menschen bewegten: kosmische Rätsel seit dem ersten menschlichen Besuch auf Lambda Gruis.

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Der Graue Prinz (4): Uther Madducs großartiger Witz

Von Jack Vance. Die Originalfassung dieses Science-Fiction-Romans erschien ursprünglich unter dem vom Autor vorgesehenen Titel „The Domains of Koryphon“ als Zweiteiler in „Amazing Science Fiction“ (Ausgaben August + Oktober 1974); für die erste Hardcover-Veröffentlichung 1975 ersetzten die Verleger diesen Titel durch den fortan verwendeten, The Gray Prince. Die vorliegende Fassung stammt aus der inzwischen vergriffenen und nur noch in Gebrauchtexemplaren erhältlichen deutschen Ausgabe von 1979; Übersetzung von Lore Strassl. Da es hier keine Seitenunterteilungen gibt, habe ich die Fußnoten aus dem Buch immer gleich nach den Absätzen eingefügt, in denen der erklärte Begriff vorkommt.

Zuvor erschienen:

Der Graue Prinz (1): Valtrinas Party

Der Graue Prinz (2): Heimkehr nach Morgenwacht

Der Graue Prinz (3): Segeln auf dem Palga-Plateau

Kapitel 10

Der Morgen überflutete die Sarai mit einem warmen, rosigen Leuchten. Ein paar Wolken im Süden und Westen glühten in tiefen Rottönen. Methuen erklomm den Himmel.

Bei einer von fedrigen Akazien umgebenen Oase machten sie Halt, um zu frühstücken. Moffamides hatte die ganze Zeit keinen Laut von sich gegeben.

Neben einem Teich waren ein paar verwahrloste Felder, auf denen Früchte und Beeren jetzt wild wuchsen. Die Fiaps dort waren verwittert und schon lange nicht mehr wirksam. Elvo nahm sich einen Eimer und erntete, was immer reif war.

Bei seiner Rückkehr arbeitete Kurgech an einer äußerst ungewöhnlichen Konstruktion. Aus Akazienruten baute er ein würfelförmiges Gerüst mit einer Kantenlänge von etwa siebzig Zentimetern. Die Ecken band er mit Schnur zusammen. Dann zerschnitt er eine alte Decke und befestigte sie an diesem Gestell, daß eine Art Kiste daraus wurde. Über eine Seite dieser Kiste legte er ein Brett, durch das er ein Loch von ungefähr zweieinhalb Zentimeter Durchmesser bohrte.

Diese Kiste baute er außerhalb Moffamides‘ Blickwinkel. Elvo konnte seine Neugier nicht mehr länger zügeln. Er fragte Jemasze: „Was macht Kurgech denn da?“

„Die Uldras nennen es eine Seelenkiste.“

Jemaszes Antwort klang so kurzangebunden, daß Elvo, der sehr empfindlich gegenüber echter oder auch nur eingebildeter Ablehnung war, keine weiteren Fragen mehr stellte. Aber er schaute fasziniert zu, während Kurgech aus einem Pappkarton eine Scheibe von fünfzehn Zentimeter ausschnitt und darauf weiß-schwarze Spiralen malte. Elvo staunte über seine Geschicklichkeit. Plötzlich sah er Kurgech in einem anderen Licht. Er schien ihm nun nicht mehr ein Halbbarbar mit ungewöhnlichen Sitten und verrückter Kleidung, sondern ein stolzer Mann mit vielen Fähigkeiten. Mit innerer Verlegenheit erinnerte er sich seiner bisherigen, ein wenig herablassenden Haltung Kurgech gegenüber – und das trotz der Tatsache, daß er schließlich ein Redemptorist war!

Kurgechs Arbeit wurde nun komplexer. Eine ganze Stunde verging, ehe er endlich mit seinem Werk zufrieden war. Die Scheibe drehte sich jetzt im Inneren der Kiste und war durch eine Achse mit einem kleinen windgetriebenen Propeller verbunden.

Elvo war nicht ganz einverstanden mit dieser Vorrichtung und ihrem erahnten Zweck. In einer Mischung aus Abscheu und Faszination sah er zu, wie Kurgech mit angespannter Konzentration seine Seelenkiste fertigstellte. Ein wenig spöttisch fragte er: „Wie wird sie funktionieren?“

Kurgech warf ihm einen etwas kühlen Blick zu. „Möchten Sie sie ausprobieren?“

„Nein.“

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Der Graue Prinz (3): Segeln auf dem Palga-Plateau

Von Jack Vance. Die Originalfassung dieses Science-Fiction-Romans erschien ursprünglich unter dem vom Autor vorgesehenen Titel „The Domains of Koryphon“ als Zweiteiler in „Amazing Science Fiction“ (Ausgaben August + Oktober 1974); für die erste Hardcover-Veröffentlichung 1975 ersetzten die Verleger diesen Titel durch den fortan verwendeten, The Gray Prince. Die vorliegende Fassung stammt aus der inzwischen vergriffenen und nur noch in Gebrauchtexemplaren erhältlichen deutschen Ausgabe von 1979; Übersetzung von Lore Strassl. Da es hier keine Seitenunterteilungen gibt, habe ich die Fußnoten aus dem Buch immer gleich nach den Absätzen eingefügt, in denen der erklärte Begriff vorkommt. Das Titelbild unten ist von Jim Burns.

Zuvor erschienen:

Der Graue Prinz (1): Valtrinas Party

Der Graue Prinz (2): Heimkehr nach Morgenwacht

Kapitel 6

Schaine und Elvo ritten auf zwei Kriptiden aus. Kelse bestand darauf, daß sie Schußwaffen mitnähmen und sich von zwei Ranch-Uldras begleiten ließen, was Schaine gar nicht gefiel. Aber während sie südwärts zu den Skaws ritten, sah sie doch ein, daß die Vorsichtsmaßnahmen gut gemeint waren. „Wir befinden uns gar nicht so weit vom Retentum entfernt“, sagte sie zu Elvo Glissam. „Und Sie wissen, was alles passieren kann.“

„Ich beschwere mich nicht“, versicherte er ihr.

Im Schatten des großen Skaws – ein spitz zulaufender, etwa fünfundsechzig Meter hoher Sandsteinfelsen mit Schichten in Beige, Hellgelb, Rosa und Grau – machten sie Rast. Morgenwacht war unter den bleichen Grüngummibäumen und den dunkleren transstellaren Eichen kaum zu sehen. Jenseits davon schob die noch dunklere Linie des Feenwalds sich bis zum Horizont. Westlich schlang der Chip-chap sich in Mäandern durch das Tal und verschwand südlich außer Sicht, wo er in den Massakersee mündete.

„Als wir noch klein waren“, erklärte Schaine, „kamen wir oft hier heraus zu einem Picknick oder um nach Turmalinen zu suchen. Dort drüben ist ein Graben im Pegmatit… Da hat übrigens der Erjin Kelse angefallen.“

Elvo sah sich um. „Hier?“

„Auf dem Pegmatit. Kelse und Tortilla kletterten den Felsen hoch. Der Erjin kam aus der Kluft und stieg den Jungen nach. Er erwischte Kelse und zog ihn hinunter. Ich hörte den Lärm und rannte herbei, um zu helfen, aber da hatte Tortilla den Erjin bereits erschossen. Er lag da, wo Sie jetzt stehen, in seinen letzten Zuckungen. Kurgech kam sofort herbeigelaufen, als er den Schuß hörte. Er verband Kelses Arm und Bein und trug ihn nach Hause. Tortilla wurde der große Held. Für etwa eine Woche.“

„Was geschah dann?“

„Oh – es gab einen großen Streit. Ich wurde nach Tanquil verbannt. Tortilla zog sich aufs Retentum zurück, und jetzt ist er der Graue Prinz.“ Schaine blickte sich um. „Ich glaube, es gefällt mir hier doch nicht mehr… Armer Kelse.“

Elvo Glissam blickte unruhig über die Schulter. „Kommen oft Erjinen hierher?“

„Hin und wieder, wenn sie sich für unsere Rinderherden interessieren. Aber unsere Aos sind besser als Spürhunde. Sie können Fährten verfolgen, die ein anderer überhaupt nicht sieht. Das haben die Erjinen zu fühlen bekommen und daraus gelernt. Jetzt bleiben sie hauptsächlich in der Wildnis.“

Als sie nach Morgenwacht zurückkehrten, sahen sie Gerd Jemaszes alten, klapprigen Dacy-Flugwagen auf dem Landeplatz. Kelse und Gerd beschäftigten sich so intensiv in der Bibliothek, daß sie sich erst zum Dinner in der Großen Halle sehen ließen. Nach Morgenwacht-Sitte trugen alle Abendkleidung. Für zufällige Besucher wurde immer passende Kleidung bereitgehalten, wie Gerd und Elvo sie jetzt trugen. Es ist wirklich wahr, dachte Schaine, daß diese Tradition feierlich stimmt. Es war eine Sache des Geschmacks, der Ästhetik. Straßenkleidung und Ungezwungenheit hätten ganz einfach nicht zu den hochlehnigen Stühlen, dem riesigen Tisch aus Umbraholz, dem Kronleuchter von den Zitschen Glaswerken in Gilhaux auf Darybant und den alten vererbten Gedecken gepaßt. Heute hatte Schaine sich besondere Mühe mit ihrem Aussehen gegeben. Sie trug ein einfaches dunkelgrünes langes Kleid und eine Hochfrisur nach Art der Pharistaner Nymphen mit einem großen facettierten Smaragd auf der Stirn.

Reyona Werlas-Madduc hatte bereits mit Hermina Lingolet gespeist. So saßen an der großen Tafel nur die vier, die den 150-Kilometer-Marsch durch die Öde verband. Als sie ihren Wein tranken, lehnte Schaine sich zurück und betrachtete die Männer durch halbgeschlossene Lider. Um sie objektiver beurteilen zu können, stellte sie sich vor, sie wären alle Fremde. Kelse, dachte sie, sah viel älter aus, als er den Jahren nach war. Er würde nie ein so stattlicher und beeindruckender Mann werden wie ihr Vater. Sein Gesicht war schmal, die Züge scharf geschnitten, und um seinen Mund hatten sich tiefe Falten eingegraben. Im Gegensatz zu ihm sah Elvo Glissam ausgeglichen und innerlich zufrieden aus, als kenne er keine Sorgen. Gerd Jemasze wirkte, in Schaines objektiver Betrachtung, erstaunlich elegant. Er drehte den Kopf, und ihre Blicke trafen sich. Schaine empfand, wie üblich, eine Spur von Abneigung oder Herausforderung, oder einer ähnlichen, unbestimmbaren Emotion. Gerd Jemasze senkte die Augen und griff nach seinem Weinglas. Schaine war sowohl amüsiert als auch erstaunt, daß er sich ihrer Gegenwart bewußt geworden war, obgleich er sie ihr Leben lang ignoriert hatte.

„Der Satzungsentwurf geht nun von Domäne zu Domäne“, sagte Kelse. „Wenn er allgemeine Anerkennung findet, was wir annehmen, werden wir, ipso facto, eine politische Einheit.“

„Und was, wenn es nichts wird mit der allgemeinen Zustimmung?“ fragte Schaine.

„Das wäre äußerst unwahrscheinlich. Wir haben mit jedem bereits gesprochen.“

„Und wenn ihnen die Gliederung eurer Satzung nicht gefällt und sie auf Änderungen bestehen?“

„Unser Entwurf hat keine Gliederung und ist auch keine normale Satzung. Er ist lediglich eine Erklärung unseres gemeinsamen Zieles, ein Einverständnis, sich dem Willen der Mehrheit zu beugen. Das ist der erste Schritt, den wir unternehmen müssen. Danach erst können wir eine detailliertere Gliederung aufstellen.“

„Ihr müßt also jetzt warten. Wie lange?“

„Zwei Wochen, vielleicht auch drei.“

„Lange genug jedenfalls“, meinte Gerd Jemasze, „um die Tatsachen hinter Uther Madducs ‚großartigem Witz‘ herauszufinden.“

Elvo Glissam war sofort interessiert. „Und wie beabsichtigen Sie das zu tun?“

„Ich folge seiner Route. Irgendwo entlang des Weges werde ich schon entdecken, was er so erheiternd fand.“

„Und was ist diese Route?“ erkundigte sich nun Schaine.

„Von Morgenwacht aus flog er fünfhundert Kilometer nach Norden und siebenundzwanzig nach Nordosten – also genau zu Palga Depot Nr. 2. Dort landete er.“ Gerd Jemasze holte Uther Madducs Notizbuch hervor. „Hört euch das an:

Niemand wagt es, die Palga zu überfliegen. Ein erstaunliches Paradoxon! Die Windläufer, so sanftmütig, so friedfertig, werden beim Anblick eines Flugzeugs zu Besessenen. Sie eilen zu den alten Lichtkanonen und schießen den Luftwagen ab. Ich fragte Filisent: ‚Weshalb schießt ihr auf die Flugwagen?‘

‚Weil sie blaue Räuber sein können.‘

‚Oh‘, sagte ich. ‚Wann haben die Uldras euch denn zum letzten Mal überfallen?‘

‚Nicht, solange ich selbst mich zurückerinnern kann, auch nicht zu meines Vaters Zeit‘, erwiderte er. ‚Trotzdem muß es so sein. Wir dulden keine Flieger in unserer Luft.‘

Er gestattete mir, seine Kanone zu betrachten. Sie ist ein wahres Kunstwerk. Ich frage mich, wer wohl eine so wirkungsvolle Waffe hergestellt haben mochte. Filisent konnte mir wenig darüber sagen. Die Kanone mit ihren schönen und wunderlichen Ziselierungen ist ein Erbstück, das immer vom Vater auf den Sohn weitergegeben worden war, und niemand konnte sich mehr an ihren Ursprung erinnern. Sie mag sehr wohl mit der ersten, lange vergessenen Forschungsexpedition nach Koryphon gelangt sein. Wer kann das schon wissen?“

Gerd Jemasze blickte auf. „Er schrieb dies offenbar ein paar Tage nachdem er am Depot Nr. 2 gelandet war. Bedauerlicherweise kommt nicht mehr viel nach. Die Palga, steht noch hier, ist ein ungemein erstaunliches Land und Filisent ein ungemein erstaunlicher Bursche. Wie alle Windläufer ist er ein sehr geschickter und leidenschaftlicher Dieb, deshalb muß man ständig auf sein Eigentum aufpassen. Aber ansonsten ist er ein guter Kerl. Er besitzt eine Bark und siebenunddreißig Parzellen Land, die er während des Dahinsegelns bestellt. Wie eng verbunden diese Menschen doch mit Wind, Sonne, Wolken und Regen sind! Sie am Steuerruder zu sehen, mit den geblähten Segeln über ihnen und den rollenden großen Rädern, erinnert an Gläubige während eines religiösen Rituals. Fragst du sie jedoch, ob dreimal zwei sechs ist, starren sie dich verständnislos an. Fragst du sie über die Erjinen, wer sie zähmt und wie, wird ihr Blick noch verwirrter. Und fragst du sie, wie sie für ihre schönen Räder, das Segeltuch und die Metallteile für ihre Wagen bezahlen, bedenken sie dich mit einem Blick, der dir sagt, daß sie dich für nicht ganz bei Trost halten.“

Gerd Jemasze drehte die Seite um.

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